Der im deutschen Sprachraum gebräuchliche Begriff „
Umschulung", der das Umlernen von der dominanten auf die adjuvante Hand (meist von links auf rechts) in der Ausführung von Bewegungen umschreibt, trifft den Kern der Sache nicht wirklich, da dieser Vorgang in der heutigen Zeit kaum noch etwas mit Schule zu tun hat. Entstanden ist der Begriff wohl in einer Zeit, in der
linkshändige Kinder beim Schuleintritt, oft mit Brutalität und traumatisierenden Methoden auf die rechte Hand umtrainiert wurden. Dies geschieht im Jahr 2012 nur noch in ganz seltenen Fällen. Zum Wechsel der Führungshand kommt es bei sehr vielen
linkshändig begabten Kinder schon wesentlich früher, nämlich im 2. und 3. Lebensjahr und meist handelt es sich um eine schleichende Umgewöhnung, deren Folgen Gehirn und Psyche abgesehen von der Traumatisierung durch begleitende Misshandlungen, ebenso gravierend sind. Um den Zusammenhang mit Schule zu relativieren, werden auf dieser Website auch Begriffe wie „Abwendung von der natürlichen Anlage", „
versteckte Linkshändigkeit" und Ähnliches verwendet.
Wodurch kommt es zur Veränderung des Handgebrauchs bei linkshändigen Kleinkindern:
• Beeinflussung durch Bezugspersonen
Die geschieht bewusst oder unbewusst, gekoppelt mit einem Informationsmangel und kommt unter anderem durch folgende Handlungen zum Ausdruck:
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Reichen von Gegenständen in die rechte Hand (Stifte, Löffel, Spielsachen, Nahrungsmittel, etc)
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Aufdecken des Bestecks, so wie es Rechtshänder_innen angenehm ist
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Verweigerung oder Geringschätzung der linken Hand beim Grüßen
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Lob und Verstärkung beim Einsatz der rechten Hand: „Ja, so geht es gut!"
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Abwertung von Tätigkeiten, die ein Kind mit der linken Hand ausführt: „So kann das nichts werden!"
Kinder sind sehr bemüht die Erwartungen der Eltern zu erfüllen. Da viele Menschen immer noch Rechtshändigkeit als das „Normale" ansehen und daher von rechtshändigen Kindern ausgehen verleugnen kleine
Linkshänder_innen ihr angeborenes Naturell und werden zu „
Pseudorechtshänder_innen".
• Anpassung an die ergonomischen Gegebenheiten
Viele Gebrauchsgegenstände sind für den rechtshändigen Gebrauch konstruiert und verleiten dadurch linkshändige Kinder zum Umlernen auf die rechte Hand. Als Gegenmaßnahme empfiehlt es sich Kindern möglichst
händigkeitsneutrale Spielsachen und Werkzeuge anzubieten und wo dies nicht möglich ist z.B. bei Scheren, bis zur klaren Erkennbarkeit der Vorzugshand beide Modelle zur Verfügung stellen. Zeigen Sie Kindern Handlungsabläufe in beiden Varianten und lassen sie dem Kind die Wahl.
• Nachahmung
Diese Selbstumschulung geschieht häufig aus dem Wunsch heraus „So sein wollen wie die anderen!" Sobald Kinder durch den Eintritt in Kindergarten oder Krabbelstube dem Einfluss von Gleichaltrigen ausgesetzt sind lernen Sie durch Beobachtung und Nachahmung. Daher ist die erste Zeit in institutioneller Betreuung eine besonders kritische Phase, in der sich kleinen Linkshänder_innen oft ganz unbemerkt von ihrer natürlichen Anlage entfernen. Eine wichtige Gegenmaßnahme: Signalisieren Sie ihrem Kind ganz deutlich, dass es als Linkshänder_in willkommen ist.
siehe dazu auch bei linkshaender-beratung.at - unter Umschulung heute - von Maga Andrea Hayek-Schwarz.